Es gibt mindestens 3 verschiedene Schwingungen, die sich gegenseitig beeinflussen.
1.) Durchbiege-Schwingung der Feder
2.) Dreh-Schwingung der Feder
3.) Eigen-Schwingung des abgewinkelten Teiles beim Anschlag
Dieses Gemisch der verschiedenen Schwingungen ergibt den Klang einer Maultrommel.
Alle diese Schwingung sind wiederum abhängig von:
- die Länge der Feder
- die Breite der Feder
- die Dicke der Feder
- das Material der Feder
- Verjüngungen und Verdickungen an verschiedenen Stellen der Feder
- die Höhe des abgewinkelten Teiles
- die Form des oberen Endes
Theoretisch ist es also möglich, den gleichen Ton zu erzeugen, wenn man die Feder kürzer macht und dafür breiter.
Leider werden die anderen beteiligten Schwingungen dabei so geändert, dass es im schlimmsten Fall zur gegenseitigen Auslöschung führen kann.
Eine gute Maultrommel kann man also nur bauen, wenn alle Schwingungsverhältnisse stimmen. Das macht das Herstellen von guten Maultrommeln auch so schwierig.
Eine weitere Herausforderung ist eine hohe Präzision bei der Fertigung, damit die erzeugten Schwingungen auch laut und deutlich hörbar sind.
Wichtig sind:
- der Abstand zwischen Bügel und Feder
- waagrechte und senkrechte Parallelität zwischen Bügel und Feder
- der Querschnitt an der Bügelkante
- der Winkel an der Feder
- die Art der Federbefestigung
Durch Variationen aller dieser Dinge kann man eine Maultrommel zu einem hochwertigen Instrument machen.
Berechnungen dieser Dinge sind nur begrenzt möglich und von hoher Komplexität.
Ich selbst habe sehr viele Maultrommeln mit dem gleichen Grundton gebaut, welche dennoch im Klang niemals exakt gleich sind.
Hier eine Tabelle zur Übersicht:
Änderung | Ergebnis |
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Feder länger | Tiefer Ton / schwingt lange / schlägt leicht am Bügel an |
Feder kürzer | Hoher Ton / schwingt kürzer / zu harter Anschlag |
Feder breiter | Tiefer Ton / schwingt kürzer / andere Drehschwingung |
Feder schmaler | Hoher Ton / schwingt länger / andere Drehschwingung |
Feder dicker | Hoher Ton / schwingt kürzer / harter Anschlag |
Feder dünner | Tiefer Ton / schwingt länger / schlägt leicht am Bügel an |
Feder härter | Hoher Ton / bricht leichter /harter Anschlag |
Feder weicher | Schwingt gar nicht / verbiegt sich leicht /Hält Stimmung nicht |
großer Abstand Bügel-Feder | Weniger Obertöne |
kleiner Abstand Bügel-Feder | Schlägt am Bügel an |
Parallelität Bügel-Feder | Viele Obertöne / unterschiedliche Obertöne |
Bügelquerschnitt | In Verbindung mit Federquerschnitt unterschiedliche 0bertöne |
Federquerschnitt | In Verbindung mit Bügelquerschnitt unterschiedliche 0bertöne |
Federbefestigung zu locker | Feder schlägt am Bügel an/Lockert sich |
Federbefestigung zu fest | Wenig Obertöne/ schwingt schlecht/ Wie ausgebremst/ bricht leichter |
Höhe des Anschlagteiles | Beeinflusst Lautstärke/Schwingungsdauer/Eigenschwingung / Tonhöhe / Drehschwingung |
Der zweite wichtige Teil des Instrumentes ist der Mund-, Rachen- und Lungenraum des Spielers. Damit werden die bei einer Maultrommel erzeugten Töne gefiltert, verstärkt bzw. ausgelöscht. Die gleiche Maultrommel klingt bei verschiedenen Spielern auch verschieden.
Vereinfacht kann man sagen: ein kleiner Resonanzraum verstärkt die hohen Töne. Ein großer Resonanzraum, bei dem das Lungenvolumen mit genutzt wird, verstärkt die tiefen Töne.
Das verwendete Material ist ebenso relevant für die Herstellung einer Maultrommel wie die Bauart. Beschichtungen der Feder ändern meistens sehr drastisch den Klang.
Abzulehnen sind generell Chrom, Zink und Zinn.Gesundheitlich unbedenklich sind beispielsweise lebensmittelechte Farben, Gold, Silber, polierter Stahl, Edelstahl, Bronze oder unbehandeltes Holz.
Bedenklich können Nickel, Aluminium und korrodiertes Messing, verschiedene Brünierarten (meist schwarze Maultrommeln), behandeltes Holz und Lösungsmittelhaltige Lacke.
Im Zweifelsfall sollte man beim Hersteller nachfragen.
Ich benutze zur Herstellung meiner Maultrommeln Neusilber. Dieses ist rostfrei und speichelfest. Früher wurden Essbestecke daraus gefertigt.
Alles beginnt mit dem Abschneiden von Rundmaterial auf die richtige Länge. Ich benutze dazu eine alte Handhebel-Exenterpresse meines Großvaters, der damit schon früher Handfeuerwaffen herstellte.
Damit wird auch schon der Grundton der Maultrommel festgelegt
In zwei Arbeitsgängen wird dann die Grundform der Maultrommel festgelegt.
Diese Vorrichtungen sind Eigenentwicklungen meines Vaters.
Die Form des Bügels wird jetzt auf einer sehr alten Fräsmaschine vorgefräst, welche ebenfalls aus dem Bestand meines Großvaters kommt.
Dann wird die Aufnahme für die Feder gefräst, möglichst in der Mitte, damit die Feder gut und spannungsfrei hineinpasst.
Mit verschiedenen Feilen wird die Maultrommel nun so bearbeitet, bis ich mit allen Winkeln und Kanten zufrieden bin.
Ob die Maultrommel gut klingt, zeigt sich erst bei der Hochzeit, wenn Bügel und Feder vereinigt werden.
Das Material meiner Federn ist hochwertiger Federstahl in verschiedenen Dicken.
Daraus wird ein der Maultrommel angepasstes Stück herausgeschnitten.
Dieses muss solange gerichtet werden, bis es absolut gerade ist.
Eine krumme Feder schwingt nicht richtig.
Die Feder wird jetzt von allen Seiten geschliffen. Zum Feilen ist sie noch zu hart.
Jetzt wird die Feder 'angelassen', ein Verfahren zum gezielten Härten bzw. Weichmachen von Stahl
Jetzt wird die Feder in die Maultrommel vorsichtig und spannungsfrei eingesetzt.
Nachdem die Feder gerade und parallel zu den Schenkeln eingesetzt ist, wird sie vorsichtig eingenietet.
Dazu benutze ich eine alte Spindeldornpresse.
Mit einer Lupe wird überprüft, ob die Feder gerade sitzt.
Als nächstes wird die Feder rechtwinklig gebogen und vorne eingerollt.
Zum Schluss poliere ich die Maultrommel auf Hochglanz.
Wenn alles geklappt hat, die Maultrommel gut klingt und der Ton stimmt, bekommt die Maultrommel den Stempel "Zella-Mehlis", "Schlütter", sowie die Tonart.
Jetzt wird sie auf ein Holzklötzchen gebunden und ist versandfertig.
Viel Spaß beim Spielen.